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Stille und Alleinsein - Quellen innerer Kraft

Person sitzt auf Steg, Blick in die Berge, Ruhe, Stille, Alleinsein

Letzte Woche hatte ich einen dieser Tage, an dem ich total müde ins Bett gefallen bin, dann aber nicht einschlafen konnte. Und so horchte ich in die Nacht hinaus. Doch, ich hörte nichts! Und zwar rein gar nichts! Keine fahrenden Autos, keine Stimmen, kein Geratter herabgelassener Rollläden. Nicht mal das dumpfe Gepolter eines Zuges vom nahen Bahnhof drang zu mir. Im ersten Moment war ich total irritiert, doch dann dämmerte es mir... Ausgangs-sperre! 

 

Ich stand auf, ging zur Küchentür, von der aus ich nach draußen sehen konnte! Ich hörte mein Herz klopfen, spürte den kalten Fußboden unter mir und schaute zu, wie die Sichel des Mondes langsam an mir vorbeizog. Ich genoss diese wunderbare Stille und ließ meinen Gedanken freien Lauf.

 

Stille und das damit verbundene Alleinsein fordert uns Menschen allerdings allzu oft heraus. Sie wirkt ungewohnt in einer Welt, die von Lärm und Geräuschen bestimmt wird. Und doch sehnen sich viele Menschen danach. Nicht umsonst gibt es unzählige Angebote wie Waldbaden, Meditationskurse und Schweigeseminare im Kloster. Doch aktuell ist die Stille und das Alleinsein nicht selbst gewählt, sondern Corona-bedingt verordnet. Und gerade im Hinblick auf Weihnachten wird Stille und Alleinsein daher von vielen Menschen aktuell als Belastung empfunden. Stille, die plötzlich da ist, kann uns erschrecken, weil wir ihre Sprache nicht sprechen und wir ohne Ablenkung mit dem Wesentlichen konfrontiert sind. Mit uns selbst!

 

Doch die Stille und das Alleinsein können uns stärken, denn...

 

... das Allein-sein hilft unsere Gefühlswelt neu zu vermessen

Wenn wir in uns hineinhören anstatt ständig anderen zuzuhören und von äußeren Reizen abgelenkt zu sein, können wir herausfinden, was uns wirklich bewegt und uns wirklich gut tut. Im Alleinsein müssen wir kein Bild erfüllen und keinen Ansprüchen gerecht werden, sondern dürfen einfach wir selbst sein! Mit all unseren positiven, aber eben auch negativen Gedanken und Emotionen. Und nach und nach legen wir in diesem Prozess unsere Stärken und Potenziale frei und finden Lösungen! 

 

... das Allein-sein stärkt unsere Selbstwirksamkeit

Wir bestimmen im Alleinsein die Richtung und den Takt und genau da zeigt sich, was wir an uns haben. Denn "der Dialog mit uns selbst ist immer da. Jeden Tag und jede Nacht. So zuverlässig wie unser Herzschlag und unsere Atmung. Denn unsere Stärke kommt von innen und nicht von außen." (Luitgard Jany) Hören Sie also genau hin!

 

... Allein-sein ist Verbunden-sein

Nur weil wir alleine sind, bedeutet dies nicht, dass wir nicht verbunden sind. Denn Verbundenheit kann auf vielfältige Weise stattfinden. Mit Freunden und Partnern, analog oder digital. Mit Menschen, die wir im Herzen tragen, weil sie uns einmal begleitet haben und nicht mehr bei uns sind. Oder mit fremden Menschen, mit denen wir beim Einkaufen an der Supermarktkasse ins Gespräch kommen. Und wir können im Alleinsein verbunden sein mit der Natur. Wenn wir uns dies immer wieder bewusst machen, fühlen wir uns auch in der Stille und im Alleinsein tief verbunden. 

 

... Allein-sein ist nicht Einsam-sein

Einsamkeit ist ein negatives Gefühl, das aussagt, sozialen Beziehungen fehle es an Quantität oder Qualität. Allein-sein hingegen ist ein positives Gefühl und bedeutet Freiheit, neue Wege zu gehen und im Augenblick zu sein! Ein kleiner, aber sehr feiner Unterschied! 

 

Die staade Zeit macht ihrem Namen dieses Jahr alle Ehre! Wertschätzen wir sie daher! Und nutzen wir sie für uns, um unsere Energiebatterien wieder auf zu laden. Denn ich bin mir sicher, es werden wieder Zeiten kommen, in denen wir uns diese Form der Langsamkeit innerlich wieder herbeisehnen werden!

 

Genießen wir sie deshalb und machen wir das Beste draus!

 

Ihre

Barbara Ries

 

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