Kennen Sie die Kopfstandmethode oder auch zu neu-deutsch "Reverse Brainstorming" genannt? Nicht? Dann wird es aber höchste Zeit.
Ich selbst bin ein absoluter Fan der Methode, sowohl beruflich wie privat, weil sich dadurch auf sehr kreative und humorvolle Art und Weise Denkblockaden bei festgefahrenen Problemfällen lösen lassen. Die Methode nutzt dabei gezielt unsere Fähigkeit, uns auf Probleme und Schwierigkeiten zu fokussieren.
Lassen Sie uns das doch gerne mal am Beispiel "Motivation" ausprobieren. Anstatt dass wir uns also die Frage stellen:
"Was motiviert Mitarbeitende in Unternehmen am meisten?" fragen wir uns einfach "Wie zerstören wir die Motivation unserer Mitarbeitenden am besten?".
Dieser Frage haben sich auch die beiden Werbetexter Fabian Kendzia und Lorenz Ritter in ihrem Buch „Richtig falsch arbeiten“ gewidmet und einen wunderbaren Anti-Ratgeber geschrieben. Die Kopfstandmethode quasi in Perfektion. Hier mal ein kleiner Auszug aus dem Kapitel "Richtig falsch führen - die Kunst der Mitarbeiterdemotivation":
Interesse heucheln vs. echtes Desinteresse
Manchmal macht es einem der Fortschritt leicht. Musste man früher noch Papier und Stift mit in jedes Mitarbeitergespräch nehmen, um sein Desinteresse durch Strichmännchenkrickeln oder fachgerechte Demontage des Kugelschreibers auszudrücken, können Sie sich heute einfach permanent mit Ihrem Smartphone beschäftigen – vom Immer-mal-wieder-Draufschielen bis zum spontanen Beantworten einer Textnachricht („Momentchen mal eben, sorry!“), gern auch mit einem unterdrückten Kichern beim Tippen. Wirkt in Sachen Demotivation Wunder.
Management by Herumschlendern
Eine subtile, aber nicht minder wirkungsvolle Methode der Mitarbeiterdemotivation. Kernstück: mit Mitarbeitern reden. Und zwar immer genau dann, wenn es denen nicht passt. Aber Ihnen. Dafür schlendern Sie von Schreibtisch zu Schreibtisch, schauen mal hier ins Büro oder mal dort in die Produktion. Überall nötigen Sie Ihren Leuten ein Schwätzchen auf. Genauer: Sie schwatzen, die Mitarbeiter müssen zuhören. Das Gute daran: Sie stehlen Ihren Mitarbeitern wertvolle Arbeitszeit, die diese zur Erledigung ihrer Arbeit benötigen. Wird die aufgrund der Zwangspausen nicht geschafft, hagelt es Kritik. Natürlich von Ihnen. Richtig falsch führen ohne Wenn und Aber.
Kernkompetenz Kritikunfähigkeit
Bitten Sie Ihre Mitarbeiter stets um Offenheit und Dialog. „Wenn euch was nicht passt, sagt es mir bitte.“ So ermutigt, wird es sich der eine oder andere nicht nehmen lassen, tatsächlich den Mund aufzumachen. Reagieren Sie dann auf die einzig wahre Art und Weise: wie ein Zwölfjähriger. Das heißt: Seien Sie persönlich beleidigt, schalten Sie in den Verteidigungsmodus, rechtfertigen Sie sich in eine Sackgasse und gehen Sie schließlich zum Gegenangriff über. Spätestens beim Satz „Ja, aber Sie haben doch auch ...!“, werden Sie etwas zerbrechen hören: Es ist die Motivation Ihres Gegenübers.
Entscheiden Sie sich! Und zwar immer wieder um
Richtiges Führen hat viel mit Berechenbarkeit zu tun. Richtig falsches Führen mit dem Gegenteil. Inhaltliche Entscheidungen, Vereinbarungen, Zusagen, Regeln - unterwerfen Sie alles, was Ihren Mitarbeitenden das Arbeiten und Planen erleichtert, Ihrem persönlichen Change Management: Entscheiden Sie sich einfach ständig um! Vergessen Sie, was Sie entschieden haben, und falls sich jemand anderes daran erinnert, behaupten Sie, dass das nie und nimmer Ihre Entscheidung war. Binnen kürzester Zeit weiß niemand mehr, woran er ist, und Sie können zuschauen, wie die Motivation in den Keller geht.
Na, hab ich Sie da etwa mit einem Schmunzeln ertappt? Wunderbar! Das beruhigt mich sehr! Denn dann ist die Chance hoch, dass Sie wohl zu den Führungskräften gehören, die wissen, wie wertschätzende und motivationsfördernde Führung funktioniert! :) Und gleichzeitig wissen Sie nun auch, wie Sie die Kopfstandmethode zur Lösungsfindung nutzen können.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen weiterhin viel Freude beim richtig richtig führen anstatt richtig falsch führen und wenn Sie mal wieder vor einem Problem stehen, stellen Sie sich auf den Kopf...könnte ja helfen!
Ihre
Barbara Ries
P.s.: Allen Leserinnen und Lesern, die der Ironie in dem Buchauszug nicht folgen konnten, empfehle ich unbedingt sich intensiv mit ihrer eigenen Führungskompetenz zu beschäftigen und sich gegebenenfalls Unterstützung zu holen. :)
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