Ist es Ihnen auch schon einmal aufgefallen, dass es manche Menschen gibt, die Sätze gerne mit "Man müsste mal das und jenes tun" oder "Vielleicht sollte man mal darüber nachdenken" formulieren? Gerade bei Eltern-Kind-Beziehungen ist das "Man"-Feld schier unendlich. "Das macht man nicht", "Mit vollem Mund redet man nicht." etc. Kennen wir alle und fanden die meisten von uns, vermute ich zumindest, zu der Zeit wohl mäßig toll. :)
Ich habe letzte Woche genau über dieses Thema auch einen sehr witzigen Artikel gelesen*. Die Autorin Constanze Kleis spricht allerdings nicht von "Man", sondern von "Einar", dem unsichtbaren norwegischen Begleiter ihres Mann! Laut ihrer Aussage hatte Einar gerade in der Lockdown Corona Zeit sehr häufig seinen Auftritt bei Sätzen wie "Einar müsste mal wieder die Fenster putzen." oder "Einer müsste mal den Müll runterbringen." Ich habe mich halb schlapp gelacht!
Doch jetzt mal ehrlich: Woher kommen diese "man"-Sätze und was verspricht sich der "man"-Sager davon? Und vor allem, was bewirkt das "man"?
Wenn wir im Duden nachsehen, wofür "man" steht, kommt hier als Erklärung:
- jemand (sofern er in einer bestimmten Situation stellvertretend für jedermann genommen werden kann)
- irgendjemand oder eine bestimmte Gruppe von Personen (im Hinblick auf ein bestimmtes Verhalten, Tun)
- die Leute (stellvertretend für die Öffentlichkeit) oder jemand, der sich an bestimmte gesellschaftliche Normen, Gepflogenheiten hält
- ich, wir (wenn der Sprecher, die Sprecherin in der Allgemeinheit aufgeht oder aufgehen möchte)
- du, ihr, Sie; er, sie (zum Ausdruck der Distanz, wenn jemand die direkte Anrede vermeiden will)
Zusammengefasst kann "man" also alles und nichts bedeuten!
Es kann heißen, "Hey Leute, ich hab den Stein der Weisen gefunden und weiß, wie die Menschheit zu diesem und jenem Thema steht." oder "Ich weiß, wie die Welt funktioniert und Dir armen Tropf erklär ich das jetzt mal." Ein "man" impliziert auch oft eine gewisse Distanz zu dem Gesagten. Würde ich nämlich sagen "Ich finde dieses und jenes nicht richtig" nehme ich Stellung. Wenn ich hingegen etwas dazu sagen, aber keine eindeutige Stellung beziehen möchte, dann "verhilft" mir das Wörtchen "man" zu einer vermeintlich distanzierten Aussage.
Auch bei mir im näheren Umfeld gibt es solche "man"-Experten und ich kann Ihnen sagen, ich habe eine gewisse Allergie dagegen entwickelt. Deshalb reagiere ich bei "man"-Aussagen auch automatisch mit der Frage "Wer ist eigentlich dieser "Man"?". Damit bringe ich meine Gesprächspartnern zwar regelmäßig ziemlich aus der Fassung (was meine langjährigen Freunde stets zum Schmunzeln bringt), schaffe aber auch ein gewisses Bewusstsein für dieses Wörtchen. Denn die wenigstens denken über das "man" bewusst nach, sondern nutzen es aus Gewohnheit. Und darin liegt meiner Ansicht nach die Schwierigkeit begraben, denn den Menschen ist zumeist nicht klar, was ein "man" beim Gegenüber bewirkt oder bewirken kann.
Für mich ist ein "man" in seiner Wirkung ähnlich wie ein "Warum". Es führt häufig zu einer Trotzreaktion oder einer Abwehrhaltung, was sicherlich in den seltensten Fällen bewusst erwünscht ist. :)
Achten Sie doch die nächste Zeit einmal bewusst in Gesprächen auf das Wörtchen "man". Wie wirkt es auf Sie, wenn jemand diese Wort verwendet? Wie reagieren Ihre Gesprächspartner darauf, wenn Sie "man" verwenden?
Teilen Sie gerne Ihre Erfahrungen mit mir! Ich freu mich darauf!
Viel Freude beim Ausprobieren!
Ihre Barbara Ries
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* "Eigentlich bin ich nur mit einem einzigen Mann verheiratet" von Constanze Kleis, Freundin 17/2020
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